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Duales Studium Wirtschaftsinformatik: Immer ein bisschen früher an den großen IT-Zukunftsthemen

© Hochschule Mainz
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Der regionale IT-Lösungspartner URANO sucht Auszubildende, die sich weiterentwickeln wollen. Die Hochschule Mainz bietet den dualen Studiengang Wirtschaftsinformatik an. Im Interview mit URANO.blog erklären Dekanin Professor Dr. Anett Mehler-Bicher und Studiengangsleiter Professor Dr. Jens Reinhardt, wie angehende Fachinformatiker von der Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft profitieren können. Im zweiten Teil des Doppelinterviews geht es um die Inhalte, methodische Kompetenzen und praxisnahe Abschlussarbeiten.

URANO.blog: Sprechen wir über die Inhalte des Studiums. Nach welchen Kriterien haben Sie die fachlichen Lerninhalte ausgewählt?

Prof. Reinhardt: Wir wollten der Agilität innerhalb der Wirtschaftsinformatik gerecht werden. Unsere Professoren und Dozenten kommen aus verschiedensten Bereichen, die in der Wirtschaftsinformatik, der Informatik oder der Betriebswirtschaft eine Rolle spielen: Dazu zählen neben IT-Spezialisten und Betriebswirten auch Volkswirte, Mathematiker oder auch Physiker. Diese Perspektivenvielfalt spiegelt sich nach wie vor im Kreis der Dozentinnen und Dozenten.

Prof. Mehler-Bicher: Genauso balancieren wir immer wieder den aktuellen Forschungsstand mit der Entwicklungsgeschichte des Faches aus: Unsere Studierenden sollen nicht nur führende Hersteller, Produkttrends und Services aus der IT-Branche kennenlernen, sondern auch die dahinterliegenden Zusammenhänge.


Prof. Dr. Jens Reinhardt

Professor für Wirtschaftsinformatik und Studiengangsleiter Wirtschaftsinformatik

Prof. Dr. Anett Mehler-Bicher

Professorin für Allgemeine Wirtschaftsinformatik und 

Dekanin Fachbereich Wirtschaft



URANO.blog: Können Sie ein Beispiel geben?

Prof. Reinhardt: Betriebssysteme eignen sich gut, um das zu veranschaulichen: Hersteller wie Apple oder Microsoft geben sich große Mühe, ihre Lösungen wie iOS oder Windows jeweils als einzigartig darzustellen. Das ist aus Sicht der Anbieter nachvollziehbar – und damit auch eine Perspektive, die wir im dualen Studium Wirtschaftsinformatik besprechen. Es gibt aber auch noch eine andere Sichtweise. Denn technologisch und von ihrer Funktionsweise her betrachtet haben iOS und Windows – wie übrigens auch Linux – als Betriebssysteme weit mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Diesem Wesen der Dinge wollen wir auf den Grund gehen.

URANO.blog: Im fünften Semester stehen innovative Technologien und Services auf dem Modulplan. Was erwartet die kommenden Studienanfänger in dieser Vorlesung?

Prof. Reinhardt: Bis die jetzigen Studienanfänger ins fünfte Semester kommen, vergehen noch über zwei Jahre. Wenn ich jetzt schon sagen könnte, über was wir dann sprechen, wären die Technologien und Services wohl nicht mehr wirklich innovativ. Ich kann mir vorstellen, dass wir über Kryptowährungen sprechen oder über autonomes Fahren, aber es hängt wirklich davon ab, wie sich die IT bis dahin entwickelt. Das ist das Spannende an der Wirtschaftsinformatik – und wir sind als forschende Einrichtung sogar immer etwas früher an den Zukunftsthemen dran als der Markt. Ich halte es wie der ehemalige Eishockey-Profi Wayne Gretzky, der einmal gesagt hat: „Ein guter Spieler ist da, wo der Puck ist. Ein überragender Spieler ist da, wo der Puck sein wird.“

URANO.blog: Immer wichtiger werden auch methodische Fähigkeiten. Wie vermittelt der Studiengang solche Kompetenzen?

Prof. Mehler-Bicher: Das geschieht auf verschiedenen Wegen. Methodik, Systematik und Präsentation stehen schon im ersten Semester auf dem Modulplan. In erster Linie geht es um wissenschaftliche Arbeitstechniken: Um ein Studium zu bewältigen ist es unerlässlich, recherchieren und strukturieren zu können. Analytische und argumentative Fähigkeiten sind ebenso elementar wie ein funktionierendes Zeitmanagement. Trotzdem ist aus meiner Sicht die Vermittlung methodischer Kompetenzen nur dann wirksam, wenn die verschiedenen Methoden während des gesamten Studiums immer wieder angewendet und eingeübt werden. Wir motivieren unsere Studierenden dazu, selbst methodisch kreativ zu denken. Es muss zum Beispiel nicht jede Präsentation immer über Powerpoint-Folien dargestellt werden. Es darf auch mal ein Podcast sein.

Prof. Reinhardt: Auch wir Professoren und Dozenten achten darauf, in den Veranstaltungen eine methodische Vielfalt vorzuleben. Das fängt bei der Präsentation an und führt über eine gesunde Diskussionskultur bis hin zum Feedback: Für das spätere Berufsleben ist es außerordentlich hilfreich, konstruktiv Kritik üben und auch annehmen zu können.

"Wir balancieren immer wieder
den aktuellen Forschungsstand mit der Entwicklungsgeschichte des Faches aus"

URANO.blog: Sehr wichtig ist die enge Verzahnung von Wissenschaft und betrieblicher Praxis. Wo liegen die inhaltlichen Schnittstellen zwischen der Hochschule und dem Unternehmen?

Prof. Mehler-Bicher: Im Prinzip schaffen sich die Studierenden diese Schnittstellen selbst. Die Hochschule schafft dafür aber die Rahmenbedingungen: Das duale Studium der Wirtschaftsinformatik sieht ab dem vierten Semester Praxismodule vor, in denen sich die Studierenden normalerweise mit einem kleineren Projekt aus ihrem eigenen Unternehmensumfeld beschäftigen. Ziel dieser Praxismodule ist es, das Fachwissen zusammen mit den Projektmanagement-Kenntnissen auf aktuelle Herausforderungen aus den Unternehmen anzuwenden.

Prof. Reinhardt: Diese kleinen Projekte sind zugleich eine Vorbereitung für die Bachelor-Arbeit. Für ihre Abschluss-Arbeit suchen sich unsere Studierende jeweils ihre eigene Nische. Wir freuen uns über jede Bachelor-Arbeit, die in Zusammenarbeit mit dem Ausbildungsunternehmen entsteht. Dafür sind wir auch gerne treibende Kraft und ermuntern alle Studierenden, die eine unternehmensnahe Abschlussarbeit angehen wollen.

Prof. Mehler-Bicher: Während des Studiums fühlt sich das wahrscheinlich mehr nach fordern an. Aber nach dem Studium überwiegt bei vielen unserer Absolventen das Gefühl, gefördert worden zu sein. Denn wir wissen ja um die Doppelbelastung und suchen auch in schwierigen Situationen nach unkomplizierten Lösungen, damit die Vereinbarkeit von Ausbildung, Studium und Privatleben gewahrt bleibt.

Prof. Reinhardt: Und wir wünschen unseren Studierenden, dass sich auch ihre Ausbildungsunternehmen für das Fortkommen und die Projekte an der Hochschule interessieren. Es ist schön, wenn das Studium, die Ausbildung und die Tätigkeit im Unternehmen Hand in Hand gehen. Aufmerksamkeit und Wertschätzung für die besondere Leistung eines dualen Studiums sind echte Motivationshilfen und tun gut!